Frau Höller, haben Sie einen heissen Aktientipp für Frauen?
 
Nein, eine Beratung via heisse Aktientipps finde ich nicht sehr seriös. Man muss das immer im Zusammenhang mit dem entsprechenden Depot anschauen.
 
Aber wenn Sie selber, für sich, als Frau, etwas kaufen würden, für welchen Titel würden Sie sich entscheiden?
 
Wahrscheinlich Straumann. Aufgrund des günstigen PE/G (= PE im Verhältnis zum (langjährigen) Wachstum. <1 = gut)
 
Diese Aktie kann man doch Männern ebenso auch empfehlen?
 
Selbstverständlich. Doch Frauen haben im allgemeinen ein höheres Bedürfnis für Ästhetik. Und mit Zahnimplantaten wird man diesem Bedürfnis besser gerecht als mit anderem Zahnersatz. Hinzu kommt, dass die Lebenserwartung der Frauen höher ist als bei Männern – und damit auch die Bedeutung von Zahnimplantaten.
 
Wollen Sie damit sagen, dass sich Frauen im Unterschied zu Männern nicht nur für die Rendite interessieren, sondern auch für das, was im Unternehmen hergestellt wird?
 
Ja. Das kann ich in meiner Arbeit immer wieder erfahren. Frauen wollen genau wissen, was eine Firma herstellt. Das gibt eine gewisse Identifikation. Straumann ist ein gutes Beispiel dafür. Ein anderes Beispiel ist Wolford. Als die Firma an die Börse ging, interessierten sich einige Frauen dafür, wohl weil sie selber Wolford -Strumpfhosen tragen. Kürzlich ist in Italien der Schuhhersteller Todd’s an die Börse gegangen – auch hier konnte ich eine Nachfrage feststellen. Interesse weckt auch immer wieder Bulgari.
 
Und was interessiert Frauen überhaupt nicht?
 
Zum Beispiel Holderbank. Ich wurde auch schon gefragt, was für eine Bank das sei. Das Zementgeschäft liegt Frauen eben weniger nah als Detailhandel, Schmuck oder Pharma.
 
Wallstreet-Guru Peter Lynch hat schon immer gepredigt, man solle Aktien kaufen, mit deren Unternehmen man eine Beziehung oder Verbindung hat. Also gilt das, was Sie sagen, ja nicht nur für Frauen.
 
Männer sind eher gewinnorientiert. Wenn eine Aktie als vielversprechend gepriesen wird und ein hohes Kurspotenzial aufweist, so sind Männer eher geneigt, die Aktie zu kaufen, ohne bis ins letzte Detail nachzufragen, was die Firma überhaupt macht. Frauen gehen dafür tendenziell ein geringeres Risiko ein. Sie neigen dazu, das Verlustpotenzial zu minimieren und verzichten dafür auf die Aussicht eines überdurchschnittlichen Kursgewinns.
 
Es gibt Ökofonds, es gibt Ethikfonds, gibt’s bald auch einen Frauenfonds, gemanagt von Frau Höller Zen Ruffinen?
 
Nein. Erstens bin ich keine Fondsmanagerin und zweitens macht ein Anlagefonds speziell für Frauen keinen Sinn. Ich bin nicht der Meinung, dass man für Frauen spezielle Produkte kreieren muss. Das ist nicht nötig. Die Produktepalette ist derart reichhaltig, dass mit den bestehenden Produkten den unterschiedlichen Bedürfnissen Rechnung getragen werden kann. Massgebend ist die Zusammenstellung der einzelnen Produkte. Eine Anlage besteht ja nicht allein aus Aktien, sondern aus diversen Anlagekategorien. Und genau hier, bei der Zusammensetzung dieser Anlagen, beim Produkte-Mix, ist auf die besonderen Bedürfnisse von Frauen Rücksicht zu nehmen.
 
An einem Podiumsgespräch zum Thema «Investieren Frauen anders?» wurde mitunter gesagt, Frauen seien risikobewusster. Können Sie das unterschreiben?
 
Diese pauschale Aussage teile ich nicht. Ein grosser Unterschied zwischen Mann und Frau ist nicht das Risikobewusstsein, sondern der Lebenszyklus. Nehmen Sie ein gewöhnliches Leben eines Mannes: Ausbildung, Beruf, Familie, allenfalls Scheidung. Alles verläuft mehr oder weniger geradlinig. Karriere und Einkommen werden durch diese Zyklen nicht stark tangiert. Anders die Frau: Sobald sie ein Kind bekommt, gibt’s einen Knick: Sie muss den Beruf vorübergehend aufgeben und ist finanziell voll vom Mann abhängig. Sollte die Scheidung kommen, was immerhin bei 43 Prozent zutrifft, so steht die Frau sowohl finanziell wie auch beruflich meist vor einer total neuen Situation. Vor allem wegen solcher unterschiedlicher Lebenssituationen haben Frauen punkto Finanzanlagen andere Prioritäten und Zielsetzungen als Männer.
Interview mit Edit Höller Zen Ruffinen
PDF-Files
FINANZ und WIRTSCHAFT  – Wie "privat" ist Private Banking noch?
Fund Guide – Edit Höller Zen Ruffinen: "Ich setze mit Aktienfonds auf ... "
NZZ – Interview mediagate
Punktmagazin ARGUS – "Die Frau erstarkt und obsiegt klar auch bei der Geldanlage"
Swiss Private Banking Guide – "Frauen haben den kühleren Kopf"
Women in Business – "Realwerte sind unverzichtbar"
Denaris – Eine Frage des Wachstums
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